Winterwunderland - der FVDZ-Winterkongress in Schladming
Mitte Februar 2023 reiste ich ins Winterwunderland und musste mich nicht einmal um eine Unterkunft kümmern. Gemeinsam mit 15 weiteren eingeladenen Zahnis aus nahezu allen deutschen Bundesländern lernte ich am ersten Kongresstag einige Mitglieder des Bundesvorstandes und die Organisatoren des FVDZ kennen. Der Bürgermeister Schladmings eröffnete den Kongress und schilderte die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten der Stadt – eine perfekte Location, um Fortbildung mit Urlaub und Freizeitaktivitäten zu verbinden. Letzteres ließen wir uns nicht zweimal sagen, und so ging es auf die Piste. Für mich war es das erste Mal auf Skiern. Der organisierte Skikursus hat richtig Spaß gemacht. Mein neues
Credo auch für das Studium lautet: Wenn du mal hinfällst, einfach wieder aufstehen.
AMALGAM UND ERGONOMIE
Zum Auftakt debattierten Standespolitiker und Zahnmediziner über die Versorgung mit Amalgamfüllungen. Gefolgt von einem Vortrag der Personal Trainer Marco und Sascha Jung (Saarbrücken) mit Tipps zur Ergonomie in der Praxis und hilfreichen Dehnübungen. Dr. Julian Schmoeckel (Greifswald) stellte alternative Behandlungstechniken gegen Karies bei Kindern vor, so etwa die „Hall-Technik“. Von der hatte ich zuvor noch nie etwas gehört. Dabei wird minimal-invasiv eine Stahlkrone auf den Milchmolaren zementiert ohne vorherige Exkavation der Karies. So wird die Läsion isoliert und inaktiviert oder zumindest ihr Fortschreiten verlangsamt.
Das Highlight des Tages war der Hüttenabend, hier konnten wir Studierenden uns beim Après-Ski kennenlernen und austauschen.
IMPLANTOLOGIE UND PARODON TOLOGIE
Dr. Dr. Markus Tröltzsch (Ansbach) berichtete am zweiten Kongresstag über die Implantologie im Wandel und zum Komplikationsmanagement. Besonders interessant war für uns, dass er über eigene Fehler und seine Learnings sprach. Im dazugehörigen Seminar probierte ich eine Knochenaufbau-Operation mit Nahtlegung am Modell aus – gar nicht so einfach. In seinem Vortrag zu Parodontitis und rheumatischen Erkrankungen legte Prof. Dr. James Deschner (Mainz) seinen Schwerpunkt auf die Diagnostik. So können Zahnärztinnen und Zahnärzte unter anderem Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises anhand des oralen Zustands ihrer Patienten frühzeitig erkennen. Einige Formen wie die rheumatoide Arthritis weisen einen bidirektionalen Zusammenhang mit der Parodontitis auf. Ich konnte Deschner im Anschluss an den Vortrag persönlich kennenlernen, ihm Fragen zur Therapie stellen und mit ihm über die Umsetzung der neuen Approbationsordnung an unserer Uni in Mainz sprechen. Das hat mir sehr gefallen.
HANDS-ON
Am dritten und vierten Kongresstag nahmen wir an allen möglichen Seminaren teil. Nach dem Vortrag von Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Aachen) zur „Entstehung von Karies sowie der minimal-invasiven Icontherapie ohne Bohren“ konnten wir das Material selbst auf ein Modell applizieren. Zudem habe ich viel über die Fluorosebehandlung gelernt.
In einem weiteren Hands-on ging es um die optische Abformung bei unterschiedlichen Indikationen: so etwa in der Prothetik, für einen Sportmundschutz oder bei Supra-konstruktionen. Abschließend führten wir gegenseitig Intraoralscans durch und übten an einem Ei den externen Sinuslift, später am Knochenblock die Implantation. Dies alles bereits einmal in einem vorklinischen Semester auszuprobieren, fand ich prima, und obendrauf schenkte das Unternehmen uns auch noch ein kleines Bohrerset. Gemeinsam machten wir anschließend noch einmal die Pisten unsicher, diesmal mit dem Schlitten. Was für ein Spaß.
TIPPS FÜR STUDIUM UND BERUF
In mehreren Vorträgen lernten wir außerdem Strategien kennen, die helfen, mit schwierigen Situationen im Studium und auch später im Beruf umzugehen. Diplompsychologe Karl-Josef Sittig (Münster) erklärte, wie wir uns selbst „manipulieren“ können: Wir fühlen und agieren entsprechend der Geschichte, die wir uns einreden. So wird alles schwerer, wenn man mit Angst an eine Sache herangeht. Orientieren wir uns aber an Erfolgserlebnissen, muntern uns selbst auf, dann kommen wir gelassener und zufriedener durch den Alltag. Das werde ich mir auf jeden Fall für mein Studium merken. Hier sind wir ja häufig Stresssituationen ausgesetzt und können dabei eine zusätzliche Portion Selbstvertrauen gut gebrauchen. Auch Dr. Susanne Woitzik (Düsseldorf) lieferte diverse Tipps, um einem Burnout vorzubeugen und auch zum Umgang mit Prüfungsstress. Sie appellierte an uns: „Brennt für euren Beruf, aber brennt nicht aus!“
AUSTAUSCH UND MOTIVATION
Neben den vielen Aktivitäten und dem Urlaubsfeeling in den Bergen war es besonders schön, Zahnis von anderen Universitäten kennenzulernen und sich mit allen auszutauschen. Tatsächlich habe ich so noch Kommilitonen aus anderen Semestern von meiner eigenen Uni kennengelernt. Abends hörten wir auch noch Lerntricks und Tipps von den Zahnis höherer Semester von anderen Universitäten. Eine Kommilitonin beeindruckte mich besonders. Sie widmet sich nach dem Medizinstudium nun der Zahnmedizin, um MKG-Chirurgin zu werden. Was sie bis jetzt schon geschafft hat, finde ich bemerkenswert. Der Austausch mit ihr motiviert mich nach meiner Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten, mein Studium abzuschließen und mich nicht einschränken zu lassen. Zu erfahren, was alles in diesem Berufsfeld möglich ist, spornt mich an. Ich bin sehr glücklich, dass ich an diesem Kongress des FVDZ in Schladming teilnehmen konnte.
Autorin: Israa Alsasa