Studierendenparlament.

Warum hochschulpolitisch engagieren?

 

Jasmin_Mansournia_FVDZ

Autoren:
Jasmin Mansournia
Dilara Arslan
Antje Dunkel
Konstantin Schrader

Studierendenparlament. Sie stecken mitten in einem anstrengenden und anspruchsvollen Studium. Der Uni-Alltag lässt nur wenig Freiraum. Dennoch engagieren sie sich zusätzlich im Studierendenparlament (StuPa) des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ). Vier Mitglieder des StuPa-Vorstandes erzählen, was sie antreibt und welche Themen sie bewegen.

DILARA ARSLAN, 9. SEMESTER, UNIVERSITÄT FREIBURG:
Die Semesterferien sind vorbei. Kaum hat man sich versehen, da hat der Universitätsalltag auch schon wieder Fahrt aufgenommen. Die Kurse gehen in rasantem Tempo weiter. Tempus fugit. Wo bleibt da die Freizeit für studentisches Engagement? Sich zu engagieren, scheint auf den ersten Blick gar nicht so einfach. Doch gerade in diesen besonderen Zeiten hat studentische Initiative einen hohen Stellenwert.
Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Die COVID-19-Pandemie und die damit eingetretene Krisensituation haben an vielen Universitätsstandorten enorme Herausforderungen an die Lehre gestellt. Das Lehrpersonal versucht mit aller Kraft, auf neue Bedürfnisse einzugehen. Aber wer kennt unsere studentischen Bedürfnisse besser als wir Studierenden? Die Arbeit des FVDZ-Studierendenparlaments hat gezeigt, dass im studentischen Austausch Ideen entstehen können, die das Potenzial haben, den Hochschulalltag nachhaltig aufzuwerten. Und ganz nebenbei lernt man während der Arbeit im Parlament gleichgesinnte Studierende aus unterschiedlichen Jahrgängen und Studienstandorten kennen.
Nur wer sich seiner eigenen Interessen und Bedürfnisse bewusst ist, kann diese schützen und für sie kämpfen. Um auf meine ursprüngliche Frage zurückzukommen: Warum engagieren? Nicht nur als Studierende, sondern auch als angehende Zahnärztinnen und Zahnärzte werden wir immer wieder in Situationen kommen, in denen wir eigene Interessen formulieren müssen. Nur wer sich für seine eigenen Interessen engagiert, kann diese schützen und Ist-Zustände zum Positiven verändern.

JASMIN MANSOURNIA, 8. SEMESTER, UNIVERSITÄT ERLANGEN:
Das Engagement im StuPa hat auch auf internationaler Ebene eine große Reichweite. Diese erlangen wir durch eine enge Zusammenarbeit mit der International Association of Dental Students (IADS) und dem Zahnmedizinischen Austauschdienst e. V. (ZAD), welcher Famulaturen an Zahnmedizin- Studierende vermittelt. Außereuropäischen Famulaturen nachzugehen, stellt sich vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie als problematisch heraus, da aufgrund der Reisebeschränkungen Menschen in Entwicklungsländern keine zahnmedizinische Hilfe geboten werden kann.
Es stellt sich also die Frage: Wann sind Famulaturen wieder möglich, und ist es sinnvoll, mit der Planung zu beginnen? Diese Frage erreicht uns aktuell sehr oft und lässt sich vorerst nicht so einfach beantworten. Informationen transparent für Studierende zugänglich zu machen, ist uns ein großes Anliegen. Daher bleiben wir im regelmäßigen Austausch mit anderen Organisationen und stellen so den Zugang zum neuesten Stand sicher. Daneben könnte sich die zunehmende Durchführung von Impfungen gegen SARS-CoV-2 an den Hochschulen dahingehend positiv auswirken, dass Auslandsaufenthalte in naher Zukunft wieder ermöglicht werden.
Eine Umfrage des StuPa im März 2021, an der 30 Universitäten teilgenommen haben, hat ergeben, dass 83 Prozent der Zahnmedizin-Studierenden bereits geimpft wurden. In 6,7 Prozent der Fälle ist eine Impfung an der Hochschule verpflichtend, und zu 96 Prozent wurden dabei die klinischen Semester priorisiert. Durch regelmäßige Umfragen und unsere Kooperation mit dem ZAD und IADS möchten wir auch in herausfordernden Zeiten einen internationalen Überblick schaffen. Möglicherweise können so zeitnah mehr Informationen darüber erfolgen, wann Reisen und Famulaturen wieder möglich sein werden.

ANTJE DUNKEL, 8. SEMESTER, UNIVERSITÄT HANNOVER:
Beim (hochschul)politischen Engagement auf nationaler Ebene begleitet uns das Thema neue Approbationsordung nun schon geraume Zeit. So lange haben wir auf eine Erneuerung des Gesetzestextes von 1955 gewartet, sowie auf die Anpassung an moderne Standards. Im Jahre 2019 kam dann recht unerwartet die Nachricht, dass die neue ZÄpprO nach all den Jahren nun doch beschlossen wurde – wenn auch nicht ganz so, wie es sich viele erhofft hatten. Die knapp bemessene Zeit bis zum Inkrafttreten verzögerte sich aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr auf Oktober 2021. Doch leichter macht es dieser Aufschub den Unis nicht. Aktuell ist die Organisation der Lehre unter Pandemiebedingungen eine enorme Herausforderung für Dozierende und auch für Studierendenvertreterinnen und -vertreter. Zusätzlich ein komplett umstrukturiertes Studium zu planen, bei dem die meisten Bundesländer ein vernünftiges Finanzierungskonzept verweigern, sorgt für große Probleme. Hinzu kommt, dass die neue ZÄpprO zum Teil nicht bis zu Ende durchdacht scheint. Gerade Punkte wie die Übergangsregelungen unter Paragraf 133 f lassen nicht nur juristisch viele Fragen offen. Potenziell stehen unverschuldet verlängerte Studienzeiten im Raum (siehe FAQ zur ZÄpprO unter stupa. fvdz.de). Auch das verbesserte Betreuungsverhältnis in der Klinik kann ohne eine finanzielle Unterstützung durch die Länder nicht umgesetzt werden und im schlimmsten Fall zu Abbau der Studienplätze führen. Aus diesen und weiteren Gründen ist die studierendengerechte Umsetzung der neuen ZÄpprO eines der Hauptanliegen des FVDZ-StuPa.

KONSTANTIN SCHRADER, 4. SEMESTER, UNIVERSITÄT BONN:
Das Studium bereitet fachlich auf den Beruf vor, doch viele wissen nach dem Staatsexamen nicht, was es zu beachten gilt, denn man ist meistens noch sehr jung und unerfahren. Im letzten Semester approbierten immer mehr deutlich jüngere Kolleginnen und Kollegen als in den Jahrzehnten zuvor. Grund sind die Veränderungen in einigen Bundesländern, in denen die Hochschulreife bereits nach zwölf Jahren erreicht werden kann. Natürlich gibt es auch immer noch einige ältere Kommilitoninnen und Kommilitonen, die sich den Studienplatz über Umwege erkämpft haben, doch bilden sie nur einen kleinen Bruchteil. Eine große Zeit der Praxisübergaben steht bevor, und die potenziellen Praxisübernehmer sind überwiegend Zahnärztinnen, deren Familienplanung in den meisten Fällen noch nicht abgeschlossen ist. Eine denkbar prekäre Situation für die Baby-Boomer-Zahnärzte, die mit dem Gedanken spielen, zu verkaufen. Eine Investition in die Praxis erscheint für den Abgeber erst sinnvoll, wenn ein Nachfolger in Aussicht steht, doch ein hohes finanzielles Eigenrisiko will man als Berufseinsteiger nicht unmittelbar eingehen. Der Markt begünstigt die Gründung von Investor-getragenen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) umso stärker, denn Praxen schließen, und neue Konzepte versprechen hohe Renditen. Der Berufseinsteiger wird nach der Assistenzzeit auf ein Rundum-sorglos-Paket (iMVZ) aufmerksam, dessen Angebote auf den ersten Blick verlockend erscheinen. Die Übernahme oder Neugründung einer Praxis in Verbindung mit einem Kredit, oder ein paar Jahre in Anstellung mit möglichst wenig eigenem Risiko? Pauschal fehlt leider in vielen Fällen der notwendige betriebswirtschaftliche Sachverstand, den man für eine erfolgreiche Praxis braucht, und man muss ihn sich mühsam erarbeiten. Es ist ein Zukunftsthema, schon während des Studiums über die Praxis zu sprechen. Der FVDZ bietet hierfür eine gute Plattform, um sich über dieses Thema zu informieren und um besser entscheiden zu können.

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