Stresstest ZApprO
Die neuen Jahrgänge der Zahnmedizinstudierenden fühlen sich wie Versuchskaninchen. Auch die Hochschulen hat die neue ZApprO überrumpelt. In weniger als einem Jahr mussten sie die Struktur des Studiengangs neu planen und Konzepte entwickeln, ohne sich einer Finanzierung sicher zu sein, zusätzlich die Lehre unter Pandemiebedingungen bewältigen. Dementsprechend ist die Organisation vor Ort überwiegend chaotisch.
THEORIELASTIGER ANFANG
Auf der Bundesfachschaftstagung (BuFaTa) Ende November 2022 in Hamburg tauschten sich Studierende über die unterschiedlichen Bedingungen an ihren Unis aus. An manchen Standorten wurden die altbewährten zahntechnischen Kurse überwiegend beibehalten und nur geringfügig angepasst. An anderen jedoch sind die ersten Semester nun sehr theorielastig. Das ist ein großes Problem. Viele Studierende merken so erst sehr spät, ob ihnen der handwerklich geprägte Beruf der Zahnmedizin überhaupt liegt und Spaß macht. Die bis dahin auflaufenden Kosten sind auch infationsbedingt heute höher als je zuvor.
Um den neuen Kursus „Präventive Zahnheilkunde“ ohne viel Aufwand anbieten zu können, haben mehrere Universitäten die Vorlesungen für Erstsemester und Studierende aus den Klinika zusammengelegt – für viele eine Überforderung und befremdlich. Auch hoffen manche Studienanfängerinnen und -anfänger, durch die Umstrukturierung leichter zum Studium der Humanmedizin wechseln zu können. In einer früheren Version der ZApprO war tatsächlich die vollständige Zusammenlegung der Vorklinik im Human- und Zahnmedizinstudium geplant. Wegen dieser Wechselproblematik und aus Sorge um die Zahnmedizin als eigenständigem Studiengang und Beruf ist dies sehr kritisch zu betrachten.
Z1-PRÜFUNG BEREITET SORGEN
Auch psychischer Druck und Ungewissheit belasten die Studierenden zunehmend. Meistens entwickeln die Hochschulen ihre Semesterpläne nur Schritt für Schritt, sodass neue Studierende sich nicht auf die Lehrinhalte einstellen und vorbereiten können. Die notwendige Anschaffung eines teuren Artikulators wird oft erst eine Woche zuvor angekündigt. Außerdem fehlen die Referenzen höherer Semester sowie Ablaufpläne der anstehenden Kurse und Prüfungen. Besonders die erste staatliche Prüfung Z1 des Jahrgangs 2021 bereitet große Sorgen: Innerhalb einer Woche werden alle theoretischen vorklinischen Fächer mündlich geprüft. Die Studierenden müssen fast sämtliche theoretischen Inhalte des alten Vorphysikums und Physikums in kürzester Zeit abrufen können – Physik, Physiologie, Chemie, Biochemie, Anatomie, Biologie sowie die Grundlagen der Zahnmedizin. Nicht zu vernachlässigen ist außerdem die ohnehin schon belastende Situation der Studienstarter durch ein Abitur und studentisches Leben unter Corona-Bedingungen.
OPTIMISMUS ERHALTEN WOLLEN
Nach einem Jahr neuer Approbationsordnung lässt sich zusammenfassen, dass wir unsere positive Haltung, die ZApprO als Chance zur Verbesserung zu sehen, nicht verlieren wollen. Die gegebenen Umstände machen dies allerdings sehr schwer. Hochschulen und Studierende sind überfordert durch die Planungsunsicherheit und Doppelbelastung, die sich ergibt aus neuer Approbationsordnung, Pandemie sowie fehlenden Kapazitäten. Deshalb müssen wir uns auch in Zukunft auf eine Umsetzung und Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen des Zahnmedizinstudiums fokussieren, um eine qualitativ hochwertige Lehre zu erhalten und humane Studienbedingungen gewährleisten zu können.
Autor: FVDZ-Studierendenparlament