Vorsicht Falle

„Gut aufgepasst – aber doch nicht gut genug!“

 

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Autorin:
Milena Hegenauer
(Zahnmedizinstudentin aus Würzburg, Mitglied des StuPa, Arbeitsgruppe Green Dentistry)


Doch von vorn: Als Mitglied des FVDZ-Studierendenparlaments ist Milena Hegenauer unter anderem aktiv an der Initiative „Green Dentistry“ beteiligt, einem gemeinsam mit der International Association of Dental Students (IADS) initiierten Projekt, mit dem die Studierenden die Zahnmedizin langfristig ökologischer machen wollen. „Wir brauchten für ‚Green Dentistry’ ein eingängiges Logo mit Wiedererkennungswert in Wort und Bild“, erklärt Hegenauer am Screen. Und hier beginnt sie, die Odyssee durch den Ozean des Urheberrechts...

ERSTER ANLAUF: ERWERB VON BAUSTEINEN AUS DEM WEB

Schnell und unbürokratisch sei ein erster Designvorschlag für ein Logo realisiert worden – mit Unterstützung der personell gut ausgestatteten IADS und unter Nutzung von vorgefertigten Logo- Bausteinen eines großen Stock-Anbieters im Internet.
Manch webaffiner Semiprofi dürfte an dieser Stelle einen ganzen Chor trapsender Nachtigallen das Lied von der bösen Lizenzfalle singen hören. Aber falsch gehört: „Aus unterschiedlichen Lizenzstufen, die man erwerben konnte, haben wir die für uns passende herausgearbeitet“, erzählt Hegenauer weiter und straft damit alle Vorurteile über die oberflächliche und unbesonnene Jugend Lügen.
Zur Sicherheit – noch mehr studentische Umsicht! – habe man sich auch juristisch beraten lassen. Und prompt einen Dämpfer einstecken müssen. „Die Markenrechtler erklärten uns, dass eine Wirtschaftslizenz für kommerzielle Zwecke nur sehr beschränkt für spezielle Bereiche gelte“, erklärt Hegenauer. Auch erworbene Lizenzen könnten somit schnell an Nutzungsgrenzen stoßen. „Dieses Risiko wollten wir nicht eingehen. Und unser Logo war damit natürlich gestorben.“ Zähneknirschend (die Metapher sei erlaubt) habe man den hineingesteckten zeitlichen und finanziellen Aufwand unter „Verluste“ verbuchen müssen.

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„Die Markenrechtler erklärten uns, dass
eine Wirtschaftslizenz für kommerzielle
Zwecke nur sehr beschränkt für spezielle
Bereiche gelte“, erklärt Milena Hegenauer.
Auch erworbene Lizenzen könnten
somit schnell an Nutzungsgrenzen
stoßen. „Dieses Risiko wollten wir nicht eingehen.“

ZWEITER ANLAUF: EIGENBAU MIT MARKENSCHUTZ

Aber deswegen gleich die Flinte ins Korn werfen? Keine Option für unsere engagierten Studierenden auf ihrer Mission, die Zahnarztpraxis der Zukunft grüner zu machen. Nach dieser ersten Schlappe sei der Gedanke gereift, für das Projekt „Green Dentistry“ ein eigenes Logo von einem professionellen Grafikdesigner entwerfen zu lassen, fährt Hegenauer fort. Das Rennen unter mehreren vorgelegten Entwürfen habe schließlich ein blattbewachsenes, mit halbrundem „Green Dentistry“-Schriftzug umrahmtes Zahnmotiv gemacht. So weit, so nachvollziehbar.
Abgesegnet und für gut befunden, habe man das frischgebackene Logo, sozusagen als „Krönung“ des Ganzen, gleich noch als Eigenmarke schützen lassen wollen, erklärt Hegenauer – um praktisch im selben Atemzug zu ergänzen: „Das war aber wieder nichts!“ Die Urheberrechtsexperten hätten den Studierenden klipp und klar gesagt, „dass unser schönes neues Logo nicht schützenswert sei.“ Warum? Zum einen ähnele das Motiv stark den Auftritten von bereits am Markt etablierten Brands, und zum anderen sei der Begriff „Green Dentistry“, wenn auch nicht im deutsch-sprachigen Raum, so doch im internationalen Jargon relativ gebräuchlich. Ein Markenschutz sei daher gleich in doppelter Hinsicht nicht mehr möglich. Fazit: Nichtorganische Geschehen können durchaus zweimal sterben.
„Eigentlich“, sinniert Hegenauer kopfschüttelnd, „wollten wir der Sache dienen. Wir wollten das wichtige Thema ‚Green Dentistry’ breit bekanntmachen und sind dabei trotz aller Vor- und Umsicht in urheberrechtliche Fallstricke geraten.“ Resignieren kommt für Milena Hegenauer und ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen aber trotz der Rückschläge nicht in Frage. „Wir geben nicht auf“, sagt die umtriebige Studentin entschlossen. „Wir werden ein neues Logo finden und unser grünes Projekt weiter voranbringen. Ich bin sehr optimistisch, dass sich ‚Green Denistry‘ in der Zahnarztpraxis von morgen immer mehr durchsetzen wird.“ Und welchen Rat gibt die weitsichtige junge Frau Zahnärztinnen und Zahnärzten auf den Weg, die über ein eigenes Logo oder eine eigene Website nachdenken?
„Vorsicht mit Bildern, Vorsicht mit Zitaten und Schlagworten! Lieber doppelt und dreifach aufpassen und im Zweifel lieber jemanden fragen, der sich auskennt mit den Tücken des Urheberrechts.“

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