Der Digital Dentistry Day – von Studierenden für Studierende

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Erfolgreicher Webkongress. Ob über Zoom oder andere Plattformen – in Pandemie-Zeiten nehmen auch Studierende online an Jahrestreffen und Seminaren teil. Dabei kommt nur eines zu kurz: Das studentische Miteinander. Die Arbeitsgruppe „Digitalisierung” des FVDZ-Studierendenparlaments unter der Leitung von Dilara Arslan hat dies erkannt und einen eintägigen Webkongress organisiert, an dem alle studentischen Mitglieder des FVDZ kostenlos teilnehmen konnten.
Die AG „Digitalisierung” verfolgt seit September 2020 die beiden großen Ziele, die Digitalisierungsmaßnahmen verschiedener Hochschulen zu vergleichen sowie aktiv dazu beizutragen, dass diese auch über die universitären Grenzen hinaus so gut wie möglich genutzt werden. Der Digital Dentistry Day fand am 29. Mai 2021 von 10:45 bis 18:30 statt. Die Zusammenstellung aus Vorträgen, einer Podiumsdiskussion, Breakoutsessions und einer Verlosung von Gutscheinen am Ende zeigten, dass einiges an Zeit und Überlegungen hineingesteckt wurde, um eine durchdachte Tagung zu organisieren. Durch das Programm führten Dilara Arslan und Konstantin Schrader. In Hemd und Jackett, ausgestattet mit Moderationskarten und immer einem Ausweichthema parat bei technischen Schwierigkeiten, wurden die einzelnen Programmpunkte in einen äußerst professionellen Rahmen eingebettet. Für die Kollegin und den Kollegen in spe war das sicherlich ein schöner Anlass, die Abendgarderobe mal wieder herauszuholen.
PRAKTISCHE ZUKUNFTSORIENTIERTE TIPPS
Los ging es mit dem Frühstücks-Thema „Revolution der Ernährung in der Zahnmedizin”. Die Teilnehmer wurden auf die Wichtigkeit einer bewussten, im besten Fall zuckerfreien Ernährung aufmerksam gemacht. In eine eher praktische, zukunftsorientierte Richtung gingen die Vorträge „Guided Surgery und digitale Abformung”, „Minimalinvasive Augmentative Verfahren (Meisinger)” und „Digital Disruption”. Weiterhin wurden die Zuhörer für ihre private Zukunft im Arbeitsleben aufgeklärt über „Versicherungen (die keiner braucht)”. Welches Thema darf schließlich nicht fehlen, wenn es um Studierende geht, die auf ihren Abschluss hinarbeiten? Richtig: „Examen, was dann?” Dazu referierten eine Assistenzzahnärztin und eine junge Zahnärztin, die von ihren ersten Erfahrungen im Berufsleben berichteten.
Als Höhepunkt des Tages wurde eine am Vortag aufgenommene Podiumsdiskussion gezeigt, die diverse aktuelle Themen ansprach. Darunter das Studium und die zahnärztliche Arbeit unter Pandemiebedingungen, die Impfangebote für Studierende, Digitalisierung in der Lehre und die neue zahnärztliche Approbationsordnung.
Den Gästen wurden Fragen gestellt wie „Wie kann es sein, dass es noch keine zentrale bundesweite Impfregelung gibt, und wie ist dies zu bewerten?”, „Welche positiven Entwicklungen könnte die Hybridlehre mit sich bringen?” oder auch „Was hat uns Corona gelehrt für die Umsetzung der neuen Approbationsordnung?”
DIGITALISIERUNG DER LEHRE KRITISCH BEWERTET
In diesem Gedankenaustausch wurde die vollständige Digitalisierung der Lehre kritisch bewertet. Zwar sei es möglich gewesen, die vergangenen Semester entspannter zu gestalten mit Vorlesungen, die man von zuhause aus ansehen konnte – entweder live oder nach eigens erstelltem Plan, wie Victoria Diederich berichtete. Allerdings kamen durchaus berechtigte Gegenstimmen. Hier drei Kernaussagen im Zitat:
- „Gerade wir als Ärztinnen und Ärzte wissen, dass mindestens 50 Prozent des Heilerfolges auf persönlicher Zuwendung zum Patienten beruhen. Das muss man unbedingt im Studium lernen und trainieren
- Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen, Patientinnen und Patienten, Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer müsste noch verstärkt werden” (Harald Schrader)
- „Wenn ich vergleiche, wie mitgeschrieben wird – ins Notebook eintippen oder mit einem Stift auf einem Blatt Papier schreiben, dann ist die Variante Stift mit Blatt Papier die, die am besten im Gehirn bleibt und sich auch nachhaltig verfestigt.” (PD Dr. Thomas Wolf)
- „Das Zahnmedizinstudium ist charakterisiert durch den Erwerb praktischer Fertigkeiten, der nicht durch Theorieunterricht online möglich ist.” (PD Dr. Thomas Wolf)
Nicht nur in Bezug auf die Digitalisierungsmaßnahmen, sondern auch weiterführend auf die Anstellungen/Vergütungen engagierter Dozentinnen und Dozenten in diesem Bereich und die jeweiligen Impfstrategien war der „Bildungsföderalismus” ein Begriff, der in dieser Dreiviertelstunde häufig betont wurde. Grob bedeutet er, dass jedes Bundesland für seine Schulen und Universitäten selbst zuständig ist und vieles so regeln kann, wie es das möchte.
Einig waren sich die drei Gäste bei einem Punkt: Es tut gut, wieder persönlich in den Austausch gehen zu können. Und Hybrid-Formate, wie auch dies eines war, wären mittlerweile unabdingbar. Harald Schrader, Bundesvorsitzender des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte, wurde digital dazugeschaltet. Hochschullehrender Privatdozent und Oberarzt Dr. Thomas Wolf sowie die Studentin Victoria Diederich aus Frankfurt waren vor Ort bei den Moderatorinnen Jasmin Mansournia und Dilara Arslan. Auf der StuPa-Homepage wird die Podiumsdiskussion in Kürze noch einmal anzusehen sein.
„BREAKOUT SESSIONS“ ZUM AUSTAUSCH
Anschließend wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit gegeben, in „Breakout Sessions” in den Austausch zu gehen. Fünf Räume mit einzelnen Moderatoren wurden eingerichtet, in denen sich jeweils über die vorangegangene Podiumsdiskussion unterhalten werden konnte und wie stark man im vergangenen Jahr vom „Corona-Blues” betroffen war, wie es Victoria Diederich treffend formulierte. Passend zum Feierabend beendete PD Dr. Thomas Wolf die Vortragsreihe mit dem Thema „Zahnärztliche Hypnose”. Auch, wenn es so aussieht, als wäre ein Ende der Pandemie und somit auch des Studiums von zuhause aus in Sicht, werden die Maßnahmen der Digitalisierung wahrscheinlich doch zu großen Teilen erhalten bleiben.
Nun geht es darum, dies zukunftsorientiert in die Lehre einzubringen und weiterhin zur Vernetzung zu nutzen. „Eine ausgewogene Kombination”, wie PD Dr. Thomas Wolf in der Podiumsdiskussion betonte.
Ob es in Zukunft noch einmal einen Digital Dentistry Day geben wird? Man darf gespannt sein! Die AG Digitalisierung ist weiterhin aktiv und arbeitet an nächsten Projekten. Und zum Schluss noch ein persönliches Fazit von Denise Hausdorf, 6. Semester, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: „Ich habe den Tag als sehr abwechslungsreich empfunden. Man war nicht gezwungen, den ganzen Tag vor dem Rechner zu sitzen, sondern konnte sich flexibel ‚berieseln lassen‘ und über den Chat dennoch interagieren. Das einzig Verbesserungswürdige war die Verbindung, die recht oft weg war. Alles in allem bin ich sehr zufrieden gewesen.”