Dem Umweltschutz sind keine Grenzen gesetzt
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Autorin: Milena Hegenauer (Zahnmedizinstudentin aus Würzburg, Mitglied des StuPa) |
Es ist Sommer. 36 Grad, das Labor hat keine Klimaanlage. Die Kleider kleben am Leib, der Dampf staut sich unter der Schutzbrille, und wer von außen durch die geöffneten Fenster zu uns hineinschauen würde, sähe in Reih und Glied am Phantomkopf sitzende Studentinnen und Studenten mit tomatenroten Köpfen auf verspannten Schultern. Da kommt es schon mal vor, dass die Gedanken fliegen und flüchten, während die Hände präparieren.
Und woran denken wir, wenn sich unser Geist auf Reisen macht? An das Liegen im Schatten der Bäume, an das Schwimmen im Fluss, an die Radtour durch die Natur. Die Natur, die uns Auszeit gestattet von allem Trubel. Aber eigentlich ist es eben diese, die mal eine Auszeit bräuchte. Niemand ist gegen Umweltschutz, und doch erliegen wir alle der Ohnmacht, wenn es ums Handeln geht.
REGELMÄßIGE VIDEOKONFERENZEN ZUM THEMA
„Jeder kann etwas tun“, das haben wir wohl alle schon gehört und irgendwie auch schon zu oft, um es noch ernst zu nehmen. Und dennoch – oder gerade deshalb – widmet sich das FVDZ-Studierendenparlament in einer tatkräftigen Projektgruppe seit November letzten Jahres diesem Thema. „Green Dentistry“ ist dabei das Schlagwort, um das sich alles dreht. Was können wir Studierende tun, um die Zahnmedizin im Jetzt und in Zukunft so zu gestalten, dass wir unseren Beruf später mit Liebe, Leidenschaft und umweltverträglich ausüben können?
In regelmäßigen Abständen halten wir Videokonferenzen ab, in denen wir eben dieser Frage auf den Grund gehen, den Stand unserer Arbeit überprüfen und zukünftige Schritte planen. Um eine möglichst hohe Effektivität zu erzielen, haben wir unsere Arbeit in verschiedene Sektoren gegliedert. So kümmert sich ein Teil um Projekte auf Universitätsebene, wie zum Beispiel Plakataktionen, die an Patienten appellieren, ihren eigenen Becher mitzubringen. Zusätzlich möchten wir unseren Lehreinrichtungen Vorschläge zur Strom- und Wassereinsparung machen.
ERSTER GREEN DENTISTRY DAY WELTWEIT
Ein anderer Teil agiert auf internationaler Ebene. Wir stehen in enger Zusammenarbeit mit den Europaprojektgruppen, die sich intensiv mit der Thematik des European Green Deal 2050 auseinandersetzen. Diesen ambitionierten Plan möchten wir unterstützen, indem wir mit unseren Zielen auch in der politischen Landschaft in Erscheinung treten. Dies ist uns vor allem wichtig, da wir die Interessen einer Vielzahl von Studierenden verkörpern.
Aber auch weltweit sind wir tätig. So fand am 22. Mai 2020 der erste Green Dentistry Day statt, der den Startschuss für ein vielversprechendes Projekt darstellt, dass wir zusammen mit dem IADS (International Association of Dental Students) zu einem jährlichen Event heranwachsen lassen möchten. Durch diese Zusammenarbeit sind unsere Ideen nicht mehr auf Ländergrenzen beschränkt und können auf der ganzen Welt Gehör finden. Unsere internationalen Kommilitoninnen und Kommilitonen erreichen wir vor allem über Social Media. So erschien vor ein paar Wochen eine Videokampagne mit greifbaren Tipps für den Umgang mit Umweltschutz in der Zahnmedizin.
LANGLEBIG AKTIVE PROJEKTE INS LEBEN RUFEN
Der Green Dentistry Day selbst findet einen Monat nach dem „Tag der Erde“ statt und zelebriert die Idee einer umweltschonenden Zahnmedizin. Einen ganzen Monat lang können Zahnmedizinstudierende ihre Ideen und Projekte zum Thema Green Dentistry vorstellen, die sie an ihren Universitäten durchgeführt haben. Das Bewertungskomitee, das zum Teil aus Mitgliedern unserer Projektgruppe und zum anderen Teil aus Studierenden des IADS besteht, wählt dann Gewinner einzelner Kategorien aus. Da wir uns noch am Anfang unserer Planung befinden, stehen die Kategorien und die Art des Preises noch nicht fest. Denkbar ist aber eine durch Sponsoren gedeckte, finanzielle Unterstützung der Gewinnerprojekte oder die Möglichkeit, auf einem Kongress seine Idee vorstellen zu dürfen.
Wir erhoffen uns durch die aktive Mitarbeit, dass wir nicht nur einen ungeborgenen Schatz an Ideenreichtum erschließen können, sondern auch, dass wir über das „Umweltbewusstseinschaffen“ hinaus langlebig aktive Projekte ins Leben rufen können. Podiumsdiskussionen, Flashmobs, Kurzgeschichten, Materialforschung – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, ebenso wenig wie unserem Projekt.
DIE EIGENE RUHEQUELLE SCHÜTZEN
All unserer Arbeit liegt zugrunde, dass wir weiterhin aus der Natur unsere Inspiration und Energie ziehen können, wenn wir abends aus dem Labor oder der Praxis stolpern und endlich auf Waldwegen oder an Flussufern unseren Gedanken nachhängen können. Es gibt daher nichts Sinnvolleres, als die eigene Ruhequelle zu schützen.